th'is the summer

today, on my way home,
shades of grey in the sky,
the rain would come.

the wind was strolling through the backyards,
swirling up the elders in their light coats,
dancing over the window sills.

and the girls who came upon my way smiled at me,
delivering their beauty in one movement,
so I couldn’t help but smiling back at them.

and i knew
th’is the summer,
th’is the summer.

--

under the rustling pine we stood,
holding our hands like a fresh, warm loaf of bread.
gently the rain set in,
when we thought of nothing but the summer.

©slowberrine

the silent adieu

Manchmal möchte ich dich fragen: Weißt du noch, an diesem sonnigen Dezembertag, wie wir uns alle getroffen haben? Wie wir zu spät auf den Friedhof gekommen sind und uns in die Halle geschlichen haben, in der du schon gewartet hast? Du warst so still, so ruhig bist du gelegen, wie sie dich den weiten Weg getragen haben, alle waren wir so still, nur die Krähen und Glocken und unsere Schritte waren zu hören. Weißt du noch, wie schön man über die Felder gesehen hat, klar war die Luft, wie sie dich in das Grab hinuntergelassen haben?

An deinem Bett sitz' ich in der kleinen Kammer, vor dem Fenster blüht der Nussbaum, wir halten unsere Hände, denn wir haben noch viel Zeit.

Am Schluss, hast du erzählt, hast du viel geträumt, zum Beispiel, dass du über eine Wiese läufst, da waren deine Beine wieder heil und alles voller Glück. Du wolltest gar nicht mehr aufwachen.

Weißt du noch, wie gut es in den Bergen immer gerochen hat? Riechst du das jetzt auch noch?

Vielleicht vermiss' ich dich gar nicht mehr, und alles war zu seiner Zeit. Wie wenn man eine Seite in einem Buch umblättert und manchmal zurückblättert und denkt: Ja, so war das.

Der wilde Wein nimmt langsam unseren Garten ein.

©slowberrine

the résumé

Schon seit Tagen fehlen mir die Worte, um die Reise zu beschreiben. Es war ... schön ... interessant ... so anders. Ich weiß, dass mir in manchen Situationen tatsächlich die Worte gefehlt haben, dass sich die Leichtigkeit oft nicht in Worte fassen lässt, sondern einfach ist. Weit weg, unter der indischen Sonne, habe ich mich so europäisch gefühlt, habe meine Grenzen klar abgesteckt wissen wollen und mich bedrängt geglaubt durch eine direkte Frage, habe mich an die Sicherheit der Buchstaben geklammert wie an Treibgut, an den Komfort der Oberschicht. Staunend habe ich mein Leben durch eine fremde Welt getragen, mich als Kolonialreisende wahrgenommen und dabei tiefsten Respekt vor einer unbekannten und stimmigen Routine emfpunden, die mich umgeben hat: Wie sich alles zusammenfügt, wie alles funktioniert, wie improvisiert wird, wo es an etwas mangelt. Wie es auch unvollkommen ist und erschütternd, und dennoch weiterläuft und dir das Lachen nicht verwehrt.

Schon seit Tagen streife ich durch Wien und suche mich in diese Welt zurück. Ich genieße die Ruhe und Einsamkeit in meiner Wohnung, die geordnete Sauberkeit der Straßen, die vertrauten Begegnungen mit Menschen, die nur behutsam direkt werden, gerade so, wie es meinem Tempo entspricht. Man entschuldigt sich für Übertretungen, unbeabsichtigte Berührungen, man wendet den Blick ab, wenn man sich versehentlich in die Augen sieht, man hält sich freundlich distanziert; hier ist mein Zuhause. Und dann, heute im verregneten Wien, streife ich durch eine Seitengasse. In einer Regenlacke stehen zwei Kinder, eines mit roten, eines mit blauen Gummistiefeln, vor ihnen eine Frau. Sie stampft mit beiden Füßen, damit die Kinder es ihr nachmachen, sich selbst und gegenseitig mit dem Regenwasser bespritzen, bei jedem Auftreten lachen.

Ich weiß, was mir fehlt: Es ist die sinnlose Freude am Sein.

©slowberrine

Die Fahrende

Alle Eisenbahnen dampfen in meine Hände,
Alle großen Häfen schaukeln Schiffe für mich,
Alle Wanderstraßen stürzen fort ins Gelände,
Nehmen Abschied hier; denn am andern Ende,
Fröhlich sie zu grüßen, lächelnd stehe ich.

Könnt ich einen Zipfel dieser Welt erst packen,
Fänd ich auch die drei andern, knotete das Tuch,
Hängt es auf einen Stecken, trügs an meinem Nacken,
Drin die Erdkugel mit geröteten Backen,
Mit den braunen Kernen und Kalvillgeruch.

Schwere eherne Gitter rasseln fern meinen Namen,
Meine Schritte bespitzelt lauernd ein buckliges Haus;
Weit verirrte Bilder kehren rück in den Rahmen,
Und des Blinden Sehnsucht und die Wünsche des Lahmen
Schöpft mein Reisebericht, trinke ich durstig aus.

Nackte, kämpfende Arme pflüg ich durch tiefe Seen,
In mein leuchtendes Auge zieh ich den Himmel ein.
Irgendwann wird es Zeit, still am Weiser zu stehen,
Schmalen Vorrat zu sichten, zögernd heimzugehen,
Nichts als Sand in den Schuhen Kommender zu sein.

(Gertrud Kolmar Dıe Fahrende)

Ich löse mich auf

Ich löse mich auf
Heute,
oder besser: Morgen

Zerbreche
an den Stimmen
und
Erwartungen

Bin nicht mehr
Herr meiner Gefühle
noch
Frau meiner Gedanken

Bin ein armseliges Würstchen
eine große, bedeutende Wurst
ein riesiger Kackhaufen

Dann löse ich mich auf
im Hautland
unter der milden Junisonne
bis die Tierchen in
mich kriechen
mich (z)ersetzen
damit Susi endlich frei ist.

©slowberrine

restless

I cannot rest from travel: I will drink
Life to the lees: All times I have enjoy’d
Greatly, have suffer’d greatly, both with those
That loved me, and alone, on shore, and when
Thro’ scudding drifts the rainy Hyades
Vext the dim sea: I am become a name;
[...]
I am a part of all that I have met

(Lord Tennyson Ulysses)

moi, j'ai rêvée de toi aujourd'hui

"I dreamed of you
every, everyday
everyday
and every night"

(Soap & Skin, Brother of Sleep)
_________

Le Dernier Poème

J’ai rêvé tellement fort de toi,
J’ai tellement marché, tellement parlé,
Tellement aimé ton ombre,
Qu’il ne me reste plus rien de toi.

Il me reste d’être l’ombre parmi les ombres
D’être cent fois plus ombre que l’ombre
D’être l’ombre qui viendra et reviendra dans ta vie ensoleillée


(Robert Desnos)

cordelia

Dasselbe geschieht sowieso nicht zweimal, insofern ist alles Geschehen, wie jeder Mensch und sogar jeder Hund, einmalig. Abgekapselte Monaden wären wir, gäbe es nicht den Vergleich und die Unterscheidung, Brücken von Einmaligkeit zu Einmaligkeit.

(Ruth Klüger, weiter leben)
______________

Wir, die wir schon sehr früh, vielleicht schon im Mutterleib, aus dem Schoß des Lebens fielen.

Wir lernen niemals mit leichtem und doch festem Schritt zu gehen, wie jene, die wissen, daß sie festen Boden unter den Füßen haben. Wir bringen es nie fertig, uns treiben, uns vom Rhythmus des Stroms tragen, uns wiegen zu lassen von Ebbe und Flut. Wir kommen stets aus dem Takt, wie schlechte Tänzer stolpern wir über eigene und fremde Füße. Wir können auch keine Umwege machen, unsere selbstauferlegte Sisyphosarbeit befiehlt uns, jedes Hindernis zu nehmen, jeden Stein auf dem Weg aufzuheben - aber natürlich ekeln wir uns dabei vor Kellerasseln und schaudern vor den Gebeinen der Toten. Doch unserer Aufgabe, Schmutz bei uns und anderen aufzuspüren und über die saubergekratzten Zeichen der Vergangenheit nachzudenken, bleiben wir treu.

Wir finden nie eine dauernde Bleibe. Ist es Morgen, sehnen wir uns nach der barmherzigen Dunkelheit des Abends, und am Abend fürchten wir die schwitzenden Alpträume der Nacht. Mögen wir uns auch mit der Rüstung des Willens - und dem Schild häufig recht ansehnlicher Fähigkeiten - panzern oder uns die bunte Narrenkappe aufsetzen und lustig mit unsren Schellen klingeln, wir wissen dennoch, unsere Siege können andere täuschen, aber nie uns selber. Der Ausgang des Zweikampfes steht fest.

Es muß auch gesagt werden, daß wir nicht ermüden. Hartnäckig klammern wir uns an das Schürzenband des Lebens. Man schleift uns über Dornen, Disteln und scharfe Steine, der Mund wird uns verstopft mit Wüstensand, wir würden ohnehin nicht schreien, wir sind bedeckt von kleinen, infizierten Wunden, aber wir geben nicht auf. Wir sind ja so tapfer. Wir lassen nicht locker, denn wir haben gelernt, wer fällt, fällt weiter, fällt und fällt - in das bodenlose, das namenlose Nichts.

(Cordelia Edvardson Die Welt zusammenfügen)

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